Berichte von EnduRoManiacs



EnduRoMania heisst die von Sergio Morariu ins Leben gerufene Veranstaltung, die eigentlich zur Wirtschaftsförderung in Rumänien dienen soll, aber viel mehr - Spass pur - für Motorradfahrer bietet.
Ein zu beherzter Dreh am Gasgriff und die BMW bohrt sich mit dem Zylinder in den Schlamm. Nur mit aller Kraft kann ich den Brocken am Steilhang wieder aufrichten. Es macht sich langsam der Gedanke breit, das falsche Motorrad für diese Art von Gelände zu haben.
Der Weg wird trockener, die Reifen bekommen wieder etwas Grip - es geht voran. Endlose Windungen, zum Glück mit Schotter versehen, führt uns die Strecke den Berg hinauf. Immer wieder werden wir mit grandiosen Ausblicken auf die Bergwelt der Karpaten für die Schinderei belohnt.
Sergio und sein Team sind gerade mittendrin in den Vorbereitungen für die diesjährige EnduRoMania, ich bin sozusagen als Versuchskaninchen für die Gattung der Reiseenduros mit dabei. Je weiter wir fahren, desto mehr stellt sich die im Reglement vorgeschlagene Strecke für die jeweilige Motorradart als die richtige heraus. Nicht zuletzt sind wir ja zum Spass hier und nicht zur Plagerei.
Doch weg von denen in der Ausschreibung erwähnten Dingen und hin zu dem, was euch niemand erzählt, was Ihr selber erfahren sollt. Egal welchen Motorradtyp Ihr letztendlich besitzt, Rumänien bietet für jeden etwas, klar sind die Endurofahrer durch die schlechten Strassen leicht im Vorteil.
Im Gegegensatz zu den Gebieten in Norditalien, Sierra Nevada oder den Seealpen gibt es hier in Rumänien noch etwas, was überall sonst schon verlorengegangen ist: Die Freude und das Verständnis seitens der Bevölkerung für diese Art Motorrad zu fahren. Wer kennt ihn nicht, den Tremalzo und das Volksfest der Endurogemeinde an jedem Wochenende dort. Oder wen regen die Verbote nicht auf, die immer mehr und mehr im kommen sind? Wer schon einmal mit seiner Enduro in Rumänien war, wird sich nicht mehr mit den paar noch erlaubten Strecken in Italien zufrieden geben, sondern immer wieder hierher zurückkommen.
Das unüberschaubare Netz von Wegen und Pfaden durch Wälder, Wiesen und Berge nimmt einen vollkommen gefangen. Wieder und wieder schlägt man einen weiteren Weg bergauf ein, bis die Sonne langsam am Horizont versinkt. Vom Trialfahrer über die Hardenduristen bis hin zum Tourenfahrer, hier kann jeder ohne Probleme wochenlang hin und her fahren, ohne zweimal denselben Weg einzuschlagen. Abends beim gemütlichen Beisammensein lernt man die überwältigende Gastfreundschaft der Einheimischen kennen, die einen fast schon beschämt, wenn man betrachtet, wie Fremde bei uns in Deutschland aufgenommen werden. Ich hoffe, ich habe euch etwas auf den Geschmack gebracht, dieses wilde und zugleich schöne Land zu erkunden. Vielleicht bei der nächsten EnduRoMania?
Matthias Hepper, Glasäckerstr. 15, 71573 Allmersbach, Tel.: 07191-44973 bzw. 54566

Jüterbog, den 17.07.1995
Werter Sportfreund - Hallo Sergio,
nachdem wir wieder gut zu Hause angekommen sind, und wir unsere Eindrücke verarbeitet haben, möchten wir uns für die gut organisierte Veranstaltung bedanken und unsere Eindrücke zusammenfassen.
Ein kleines Inserat in der DMV Zeitung war der Beginn für unsere Teilnahme. Grösste Bedenken hatten wir zu den Punkten Sicherheit, medizinische Betreuung und Kleinreparaturen für die Motorräder. - Alle Punkte überdurchschnittlich gut abgesichert. Dass wir noch alle persönlich von der rumänischen Grenze abgeholt wurden war super, es hätte sonst eventuell Visa-Probleme geben können.
Die Landschaft von Arad bis Caransebe+ und der Muntele Mic ist traumhaft schön. Von der Strasse aus konnte man sich kein Endurogelände vorstellen. Die Auffahrt von Borlova zum Muntele Mic hat uns sehr schnell eingestimmt, was wir zu erwarten hatten.
Das Enduroprogramm war anspruchsvoll, abwechslungsreich und zugleich landschaftlich in traumhaften Erlebnistouren zusammengestellt. Ich persönlich möchte hinzufügen, dass man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck hatte, der Natur etwas zu zerstören, weil das Gelände grob, urwüchsig und felsig war und 99 % der Touren auf Forstwegen absolviert wurden.
Die Tour zum āarcu (2190 m) und Cuntu war eine Herausforderung für Mensch und Motorrad. Im Tal waren 40 Grad C und auf dem Gipfel etwa 4 Grad Celsius. - Die Gastfreundschaft der Familien in der Wetterstation war unbeschreiblich herzlich und der Tee war Spitze !
Traumhaft war auch die Tour nach Plopu und zur R×ul Alb. Über tief ausgespülte Forst- und Waldwege, vorbei an weidenden Schafherden, parallel zu einer alten Eisenbahnstrecke und einer verlassenen Bahnstation, an rauschenden Bergflüssen vorbei, steile Auf- und Abfahrten, einige Flussdurchfahrten und super schlammige Waldwege. Danach haben wir uns mit einem kühlen Bad in einem Bergfluss belohnt.
Die Tour zum L. Poiana MĮrului führte uns zuerst zu einer super steilen Abfahrt, dann verwinkelten Forstwegen entlang zu einem wunderbar im Wald gelegenen Bergsee. Dort nahm ein kleines Mädchen unsere Checklisten in Empfang, zur Belohnung hatte ich ein kleines Kuscheltier mit. Als sie Ihre Schwester holte hatte ich leider nur noch einen Kasper in meinem Rucksack. Von dort aus suchten wir den Punkt -Corclova-. Die Tour ging durch feuchte Wälder, entlang von Bergflüssen über Brücken aus Baumstämmen und Wegen aus Fels. Danach die ganze Tour genauso zurück, weil eine Strasse so verschüttert war, dass auch unsere Enduros umdrehen mussten. Zum Schluss der Tour mussten wir nun noch die super steile Abfahrt, ca. 1,0 Km hochfahren. Einmal Gas weglassen hätte bedeutet umdrehen und die ganze Auffahrt noch einmal.- Anfahren auf dieser Strasse war nicht möglich.
Sehr gut klappte auch alles mit der eingerichteten Werkstatt an unserer Unterkunft. Für alle Probleme wurde eine Lösung gefunden. Das sehr gute fachliche Wissen und die praktische Erfahrung des Werkstattmeisters standen allen zur Verfügung. Ständig herrschte eine gute und freundschaftliche Atmosphäre.
Ich habe Freundschaften mit einigen rumänischen Sportfreunden geschlossen und habe die Herrlichkeit und Gastfreundschaft schätzen gelernt. Mein Freund Johann hat dazu noch goldene Hände bewiesen, als er Teile, die wir ausgetauscht hätten, sorgsam repariert hat. Danach haben wir Original Borlova Pflaumenschnaps verkostet.
Unterkunft und Bewirtung war wie wir sie erwartet hatten, ein Urlaub in einem first Class Hotel war nicht geplant. Wenn man jedoch berücksichtigt, von welchem Ausgangspunkt aus diese Unterkunft geschaffen wurde, dann findet auch diese Leistung Anerkennung. Der gesellschaftliche Rahmen der Veranstaltung war passend gewählt. Der deutsche Konsul und weitere Botschaftsangehörige sowie Sponsoren haben der Veranstaltung entsprechenden Nachdruck verliehen.
Zusammenfassend möchten wir sagen, unsere anfänglichen Bedenken waren unbegründet, die Veranstaltung war im vollen Umfang gelungen und gleichzeitig der beste Auftakt für folgende Veranstaltungen dieser Art. Wenn ich persönlich es zeitlich einrichten kann werde ich an der zweiten Veranstaltung wieder gern teilnehmen, ansonsten habe ich in meinem Enduro-Fahrer-Umfeld die besten Eindrücke geschildert.
Jörg und Björn Barthel, DMV Jüterbog
Markt 14, 14 913 Jüterbog, Tel. 03372 / 401476, Fax. 03372 / 401614


ENDUROMANIA RUMÄNIEN: Juni - Juli 1995
Teilnehmerberichte "Eine Reise in die Vergangenheit! Wer einmal erleben will, wie seine Grosseltern vor vielleicht 70 - 80 Jahren gelebt haben, wie das einfache Leben auf dem Land ohne riesige Maschinen abläuft, wer ein Land erleben will, wo Pferde, Ochsenkarren und Störche das Strassenbild bestimmen, der ist hier richtig. Wer sich abseits der Hauptstrassen bewegt, wird Dörfer und Landschaften sehen und erleben, wie sie im westlichen Europa selten geworden sind. 4 Tage lang sind wir auf unseren Enduros durch herrliche Wälder und Berglandschaften gefahren. Vorbei an Schäfer mit Ihren nicht immer freundlichen Hunden und grossen, fast wildlebenden Pferdeherden. Wer wollte, konnte sich auf schlammigen Pfaden MOTO CROSS mässig bewegen, oder über steinige Pfade auf höchste Gipfel fahren. Für manchen war es eine Herausforderung zum ersten mal mit seiner Enduro einen richtigen Fluss zu durchqueren. Geboten wurde ein Streckenprogramm für alle Schwierigkeitsgrade. Der Crosspilot kam genauso zu seinem Vergnügen, wie die Fahrer schwerer Reiseenduros. Bei Sergio, dem Organisator fand jeder ein offenes Ohr, und wenn die Technik versagte, zauberte der Unermüdliche irgend ein passendes Teil hervor. Also Fazit: Keine Angst vor dem fremden, unheimlichen Rumänien. Dank der guten Organisation ist der Grenzübertritt problemlos gewesen. Die Infrastruktur mit Essen, Benzin, Hotels und allem was man braucht, ist für alle Endurofahrer mit ein bisschen Abenteuergeist absolut ausreichend. Dafür erwartet Euch freies Endurofahren, viel Schotter, keine Autobahn und keine Verbotsschilder. Vielen Dank an Sergio und all die vielen rumänischen Helfer die zum reibungslosen Gelingen beigetragen haben. Wir werden am 2. Termin Ende August mi 7 Freunden wiederkommen."
Peter Meisel, Frankfurt/M, Tel: 069-4909300 / 426767

"Ich bin mit etwas gemischten Gefühlen nach Rumänien aufgebrochen, da ich vor neun Jahren in diesem Land geschäftlich zu tun hatte, und von den Schwierigkeiten hörte, die einen dort erwarten konnten. Jedoch gestaltete sich dies viel einfacher und unkomplizierter, die Organisation hat sich als sehr gut vorgestellt. Für Fahrer und Motorräder war sehr gut gesorgt. Durch ein grosses Programm gab es nämlich gewisse Unsicherheiten was die Abwicklung betraf. Wir wussten zu Anfang nicht, wo es hingehen sollte. Nach dem Durchlesen des Programms, das jeder erhielt, war die Sache klar. Sergio hatte für jeden ein offenes Ohr! Ottmar hat sich herzlichst und aufopfernd um Motorradprobleme gekümmert. Wir wollen im Herbst gerne mit einigen Bekannten wiederkommen."
Johannes Kalle, München, 089-7232343

"Durch einen Zufall habe ich über die "Enduromania" über Umwege erfahren. Die Begeisterung war gross, da sich dadurch eine Gelegenheit bot, Rumänien durch die Endurobrille näher zu betrachten. So kam es, dass ich in Begleitung anderer 2 Enduristen aus Deutschland und einem aus Österreich am 29.6. 1995 mein Geburtsland wieder betreten habe.
Schon bei der Grenze wurde uns klar, dass der Veranstalter Dr. Sergiu Morariu (abgekürzt Zulu) alles erdenkliche getan hat und unzählige freiwillige Helfer mobilisiert hat, um eine Veranstaltung erster Güte zu organisieren. Unter anderem war die Grenzpolizei über unsere Ankunft informiert worden, Jungs warteten an der Staatsgrenze um uns Stadtpläne auszuhändigen, in den Städten waren Empfangskomitees bemüht um uns die Reise so schön wie möglich zu gestalten, Polizisten wurden allerort abgestellt um unsere Maschinen zu bewachen, am Stützpunkt war ärztliche Versorgung rund um die Uhr gewährleistet, Reparaturmöglichkeit und Reservereifen standen ständig bereit., u. v. a. m.. Leider haben nur wenige Enduristen aus dem asphaltierten Westen den Weg ins Enduro-Eldorado Rumänien gefunden. Wir sind uns aber sicher, dass die nächste Enduromania in 1996 dieses Manko nicht erfahren wird.
Und nun zur Sache: die Erwartungen meiner Teilnehmergruppe waren gross und ich hatte (eigentlich unbegründet) Angst, dass sich Enttäuschung breitmachen könnte. Dies änderte sich bereits nach den ersten 10 m hinter dem Schlagbaum als die besagten Jungs auf uns zukamen. Als uns in Arad die Polizei aufhielt, dachten wir gleich an roten Ampeln und blaue Geldscheine. Das Aha-Erlebnis war perfekt, als der Polizist fragte, ob wir Rallyteilnehmer wären. Danach durften wir mitten in der Stadt die Maschinen unter Mircea`s (der Polizist) Aufsicht abstellen und uns dem Empfangskomitee widmen. Ähnliches passierte dann eine Stunde später in Timi+oara.
Nach einer kurzen Nacht (da bekannterweise in den warmen Länder die sogenannten Kürbisse erst nachts blühen, stand erst Casino und Disco auf dem Lastenheft) ging es am nächsten Tag hinauf ins Gebirge. Auf cca. 1600 m erwartete uns die erste und auch letzte Enttäuschung: nur cca. 60 Teilnehmer, von denen nicht mehr als 1/5 aus dem Westen, bzw. Ausland kamen.
Die folgenden 4 Tage vergingen im Eiltempo. Wir waren zwar bemüht die von Dr. Sergiu Morariu ausgewählten Ziele zu erreichen, die Vielzahl der Erlebnisse (durchwegs positive) dieser Tage hinderte uns aber in unserer täglichen Tourplanung. Es ist fast nicht mehr nötig zu erwähnen, dass sämtliche Ziele über märchenhaft schönen Strässchen und Pisten zu erreichen waren. Dies war für diese Veranstaltung selbstverständlich. Unbedingt erwähnenswert ist jedoch, dass wir unentwegt neue Eindrücke gewonnen haben, über ein Land der Endurosuperlative und dessen überschwenglich gastfreundlichen Bevölkerung. Das geht sogar soweit, dass wir ohne Sehen zu viert um halb 3 nachts einen Bauern baten, uns in seiner Scheune schlafen zu lassen. Nach einigen Tagen war allen klar, dass dies keine übertriebene Aktion war, sondern sich im "Normalleben" bestens einfügt.
Bei der anschliessenden Preisverleihung sahen wir uns müde, aber durch die Bank zufriedene Gesichter. Alle Teilnehmer waren sich einig, die Tour wurde von Meisterhand geplant und profesionell durchgeführt, eine Steigerung ist somit fast nicht mehr möglich, aber auch nicht erforderlich. All die mit denen wir darüber sprachen versicherten 1996 wieder dabei zu sein.
Mit Pokalen und Urkunden im Gepäck verabschiedeten wir uns von den neu gewonnenen Freunden auf dem Muntele Mic (kleiner Berg). Da ich, wie auch mein Enduropartner noch einige Tage Urlaub hatten, haben wir dieser geplanten Tour eine einwöchige ungeplante angelegt. Beim morgendlichen Kaffee beschlossen wir binnen zwei Minuten welche Gebirgsstrasse, Piste, Waldweg, oder ähnliche unter unseren Räder kommen sollte. Selbstverständlich hielten wir uns nur an öffentlichen Strassen. Selbst Pässe wie Tremalzo am Gardasee sind in Rumänien öffentlichen Strassen die von jeden (vorausgesetzt Schlepper, Unimog, oder Endurobesitzer) befahren werden dürfen. Die Stichwörter für diesen Reiseabschnitt: schönste Berglandschaften, Blumenwiesen wie im Märchenbuch, unberührte Natur so weit das Auge reicht, stundenlang alleine auf den Strassen, vielfältige Tier- und Pflanzenwelt, Schlaglöcher die das Enduristenherz höher schlagen lässt und über all diesen das schönste überhaupt: die Menschen. Wir konnten uns drehen und wenden nach Herzenslust, die Antwort war immer freundlich. Mürrische Gesichter konnten wir nicht finden. Die Gastfreundlichkeit war manchmal so intensiv, dass wir Schwierigkeiten hatten, dies zu verstehen. So z.B. wurden wir nach einer erfolgreichen Hotelsuche (lese Scheune) von der Landwirtschaftsfamilie zum eilig, aber reichlich gedeckten Abendessen eingeladen, wobei auch Hochprozentiges nicht fehlen durfte. Erst nach stundenlangen Gesprächen und zahlreichen Gruppenfotos, Einladungen beiderseits und einigen Schnäpsen konnten wir die Scheune belagern. All diese wunderschönen Erlebnisse enden nach einer Woche mit der Überschreitung der Staatsgrenze gegen den Westen .
Die Zeit des Nachdenkens und Gedankenordnens ist angebrochen und scheinbar erinnern nur noch Fotos oder kleine Kratzer an den Traumurlaub. Ich hoffe aber und wage zu behaupten, dass dieser Trip tiefe Spuren in den Seelen der Teilnehmer hinterlassen hat. Ich wünschte mir, dass die Leute die das Lebensgefühl der Rumänen erfahren haben, die neuen Erfahrungen im eigenen Leben umsetzen werden. Diese Lebensfreude und insbesondere Gastfreundlichkeit ist ein Unikat, das aber nachahmungswürdig ist. Es wäre doch wunderbar wenn man spontan auch beim Bauer Max im bayerischen Grossgockelfelden einkehren könnte, ohne eine Anzeige zu riskieren.
Ich bin sicher, dass die Enduromania 1995 die Angst und Scheu der westlichen Teilnehmer vor einem europäischen (fast) Nachbarland zerstreut hat und durch eine solche Veranstaltung das Ziel von Dr. Sergiu Morariu, den Tourismus und durch ihn vielleicht auch anderes mehr in Bewegung gesetzt werden. Dass wir unseren Beitrag dazu leisten werden und 1996 selbstverständlich wieder auf der Teilnehmerliste auftauchen, ist doch selbstverständlich, oder...?"
Marius Folberth, Kaufbeuren, 08341-12421

EnduRoMania, Juli 1996

Es ist Sonntagmorgen und nachdem alles aufgeladen ist, starten wir zu dritt in das uns bisher unbekannte RumÄnien. Rund 1500 km durch Deutschland, Oestereich und Ungarn liegen vor uns und genau diese weite Strecke hat uns bisher davon abgehalten, in diesen Teil Europas vorzustossen. Aber, um es gleich vorweg zu nehmen, es sollte sich lohnen und wir werden mit Sicherheit nicht das letzte Mal an der EnduRoMania teilgenommen haben. Eine vage Vorstellung von dem, was uns dort erwartet, haben wir Dank der Unterlagen, die wir nach bezahlen der Startgebuehr von nur DM 100.-- bereits erhalten haben. Es gibt etliche, zumeist kopierte Karten, dazu eine Liste der 36 Check Points. Diese sind unterteilt in Touring-, Reiseenduro und Offroad-Kategorie, was nachher in der Praxis aber unbeachtet bleiben sollte. Ziel ist es, moeglichst viele der Kontrollpunkte, die waehrend der 3-taegigen Veranstaltung taeglich von 9.00 bis 20.00 Uhr besetzt sind, anzufahren. Dafuer gibt es je nach Schwierigkeitsgrad der Anfahrstrecke zwischen 200 und 1500 Punkte pro Check Point, die gefahrenen Kilometer und die Fahrzeit bleiben dabei unberuecksichtigt. Wir erreichen die ungarisch -rumaenische Grenze am Montagnachmittag und hoffen durch die angekuendigte vereinfachte Einreise auf rasche Abfertigung. Es sollten dann aber doch fast 2 Stunden werden, allerdings nicht, weil die Zoellner Probleme bereiten, sondern weil unser Wagen nach der Dokumentenkontrolle einfach nicht mehr anspringen will. Gluecklicherweise bekommen wir ganz "offizielle" Schiebehilfe und da eine Liste der Teilnehmer am Zoll hinterlegt wurde, folgt eine problemlose Zollabfertigung. Natuerlich fragt man uns ueber die Motorraeder aus, alllerdings nur aus Neugier, denn Motorraeder dieser Art kennt man hier kaum. Auf den restlichen Kilometern nach Las Vegas, unserem Treffpunkt an einem (Bagger-) See, wird uns klar, daņ auf den rumaenischen Straņen auch fuer`s Touring-Programm lange Federwege nicht ueberfluessig sind. Am Treffpunkt selbst beschliessen wir nach dem Abendessen und ersten Kontakten mit anderen Teilnehmern am Sandstrand zu schlafen. Am naechsten Morgen trifft dann das Gros der Teilnehmer ein, darunter auch einige Belgier und Daenen mit Strassenmotorraedern. Am interessantesten sind aber ganz klar die vielen Rumaenen, die auf allem angefahren kommen, was zwei Raeder hat; meistens Marke Eigenbau mit Motoren zwischen 50 und 150 ccm und aufgepackt bis obenhin. Von Schutzbekleidung wollen wir erst gar nicht reden. Alle Achtung, die Jungs haben schoen gebastelt, manch einer von uns waere unter diesen Umstaenden wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, Motorrad zu fahren. Importierte Motorraeder sind praktisch unerschwinglich, denn zu dem horrenden Preis kommmen noch unbezahlbare Einfuhrzoelle. Da bekommt man fast ein schlechtes Gewissen mit der eigenen guten Ausruestung.

Fuer die Rumaenen ist die Teilnahme an der EnduRoMania kostenlos und wer bei den drei Veranstaltungen im Juni, Juli und August jeden Jahres insgesamt am besten abschneidet wird rumaenischer Enduromeister. Sergio, der die ganze Sache angekurbelt hat, begruesst jeden Einzelnen grandios, wie er sich um alles kuemmert, was uebrigens fuer die ganze Truppe gilt. In einem Container ist alles untergebracht, was auch nur irgendwie dazu beitragen koennte, ein Motorrad wieder flott zu machen und die Mannschaft ist Meister ihres Fachs, wenn's sein muss, auch noch spaet nachts.

Da wir natuerlich moeglichst bald fahren wollen, fragen wir Sergio gleich nach den Moeglichkeiten vor Ort, denn die Check-Points sind in einem Umkreis von ca. 250 km verteilt, allerdings ist heute noch kein Wertungstag, aber das ist uns ziemlich egal, Hauptsache Gelaende satt. Er verspricht uns Dan seinen besten Mann mitzugeben. Er hat die EnduRoMania schon mehrfach gewonnen und kennt die Gegend bestens, in diesem Jahr hilft er bei der Durchfuehrung der Organisation. Hoffentlich werden wir da nicht ueberschaetzt. Nachdem wie uns bekannt gemacht haben, starten wir als Sechsergruppe zusammen mit zwei Berliner auf ihren KTMs. Dan faehrt mit einer aelteren LC 4 von der Organisation. Kurz durch den naechsten Ort und schon geht's auf kleinen Wegen in die Berge. Dan fliegt durch die Hohlwege und es ist ein Hochgenuss, hinterherzufliegen, kein Roadbook, keine Pfeile, Endurofahren pur!!! Leider sollte sich aber wieder einmal bewahrheiten, dass KTM sehr treffend mit "Kick Twenty Minutes" uebersetzt ist. Ausser Dans alter LC 4 will keine der beiden Oesterreicherinnen so richtig in Fahrt kommen. Dazu steigt dann einer der beiden Berliner direkt vor unseren Augen aus voller Fahrt ueber den Lenker ab, gottseidank nichts Schlimmes passiert, die KTM ist allerdings ziemlich verbogen, wir kommen aber noch nach Hause. Mit Staunen vernehmen wir die Beschwerde des Berliners gegenueber Sergio, an seinem Sturz sei Dan schuld, viel zu schnell gefahren. Aber hoppla, wem`s zu schnell ist, der soll halt lagsamer machen, schliesslich wurde immer gewartet, wenn einer gefehlt hat. Neu ist uns auch, daņ man sein verbogenes Motorrad auf den naechsten Morgen wieder fahrbereit bestellt und sich dann mit einem Organisationsmotorrad davonmacht, bevor man sich womoeglich noch schmutzige Finger holt, aber sei`s drum. Wir beschliessen, am naechsten Tag noch in dieser Gegend zu bleiben und die noetigen Kontrollstempel abzuholen. Wieder faehrt Dan mit uns und heute ist es ein Traum, sagenhafte Landschaft, Wege wie im Bilderbuch. Wir beschliessen nach den ersten Offroad-CPs einen noch weiter entfernten CP anzufahren, zuvor aber muss getankt werden und das kann hier zu einem Problem werden, denn es hat nicht gerade viele Tankstellen und davon haben auch nicht alle Treibstoff. Gegen Abend treffen wir noch mehr Fahrer ebenfalls mit Spritproblemen. Wir tun uns zusammen und mit gleichmaessiger Verteilung des noch vorhandenen Benzins und einer Tankstelle unterwegs, erreichen wir gegen 23.00 Uhr den See. So kommt es, daņ wir von ca.350 Kilometer 250 Strassenkilometer gefahren sind. Vielleicht haetten wir trotz unserer Begeisterung mal auf die Karte schauen sollen -aber, der Tag bleibt dennoch unvergessen. Am Donnerstag brechen wir frueh auf, denn wir wollen in die Karpaten, wo sich die meisten Offroad -Punkte befinden. Das sind ca.300 Km mit Auto und Anhaenger und bei den meisten dieser Strassen faehrt es sich wie auf einer Wellblechpiste; Entweder sehr langsam oder mindestens mit 80 Sachen. Da wir ankommen wollen, entscheiden wir uns fuer die zweite Moeglichkeit und sind auch relativ rasch am Ziel, beim Buergermeister eines kleines Doerfchens, dessen Adresse wir von Sergio bekommen haben. Er ist zwar nicht zu Hause, aber die Nachbarn winken uns gleich in den Hof: "Kein Problem", die Leute sind ueberall hilfsbereit und immer sehr freundlich. In diesen Doerfern scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, jede Menge Gaense und anderes Getier laeuft auf den Straņen herum, Pferdefuhrwerke sind ein ganz gewoehnliches Bild, Hektik ist ein Fremdwort. Dan waere gern mit uns gekommen, aber leider wird er am See gebraucht und so starten wir zu dritt in die Berge. An einem steilen Schotterweg winken uns die Holzfaeller zu. In kuerzester Zeit befinden wir uns auf rund 2000 m Hoehe und finden auch gleich den CP. Weiter geht`s in Richtung Gipfelkreuz, vorbei an halbwilden Pferden zu einer Ruine, wo wieder gestempelt wird. Die Aussicht ist grandios und wir koennen von hier aus zum Gipfel āarcu blicken, der sich auf der anderen Seite des Tales auf ueber 2500 m erhebt. Ca.2 Stunden und viele Enduropfade spaeter haben wir die Wetterstation dort erreicht. Man verwoehnt uns mit Omlette und Tee in einem kleinen Zimmerchen, wo die Familie mit Nachwuchs wohnt. Es gibt sogar Sprit in Colaflaschen zu kaufen, den man eigens fuer die Teilnehmer mit einem speziellen Hochgebirgspferdefuhrwerk zusammen mit den anderen Vorraeten hier hochgekarrt! An diesem Punkt waren bisher nur fuenf Belgier, die uns auch am folgenden Tag stets eine Nasenlaenge voraus sein sollten. Kein Wunder! Nach einem Blick auf die Karte nahmen sie stets den direkten Weg geradeaus nach Kompass: "Ja, das ist ENDUROFAHREN" erklaert uns einer von ihnen spÄter bei der Siegerehrung..... Beim Abstieg treffen wir zwei rumaenische Teilnehmer. Sie fahren die ganzen Strecken quer durch`s Programm, egal ob Strasse oder Gelaende mit ihren kleinen Maschinchen und immer schoen aufgepackt. Dazu ist noch bei einem der beiden der zweite Gang ausgefallen und das gerade hier auf groben Geroellpisten! Wir koennen nur gute Fahrt wuenschen und begeben uns auf den Weg zum naechsten Punkt, einer Holzbruecke im Tal. Bald haben wir den Weg gefunden, der in vergangener Zeit einmal die Schienen einer Schmalspureisenbahn getragen hat, jetzt sind nur noch viele Kilometer der runden und rutschigen Schwellenhoelzer vorhanden. Es geht durch dichten, dunklen Wald, ueber Wiesen und immer wieder kann man sich im Fluesschen "erfrischen", denn von den Bruecken existiert keine mehr, nur die eine am Check-Point noch, ganz unten, am Ende des Tales. Doch wir sind schon zu spaet, keiner mehr da, dazu bemerken wir, dass eines der Hinterraeder Luft verliert, moeglichst schnell nach Hause. Wir verfahren uns in der Dunkelheit noch, aber nach etlichem Schlam(m)assel treffen wir in unserem Quartier ein. Dort erwartet uns schon das Buergermeisterehepaar mit heisser Nudelsuppe und danach geht`s direkt ins Bett. Am Freitag wollen wir nach einem unglaubigen guten Fruehstueck noch einige Punkte in dieser Gegend abfahren. Da wir nicht wissen, wann die naechste Tankstelle kommt, nehmen wir heute Sprit im Rucksack mit, unterwegs lassen wir die Motorraeder immer wieder bergab rollen, das hat sich waehrend der letzten Tage schon als hilfreich erwiesen, seinen Aktionsradius um einiges zu vergroessern. Der erste Punkt liegt in einem Geisterdorf, Familienangehoerige des einzigen dort lebenden Einwohners haben die Aufgabe des Kontrollpostens uebernommen. Sie beschreiben uns auch den weiteren Weg, der zunaechst mit Farbe markiert ist. Bald aber enden die Markierungen und dann auch alle Wege. Wir halten es wie die Belgier und schlagen uns bei nun einsetzendem Regen weiter durch. Wir erreichen eine Tankstelle, wo wir beschliessen, nun doch einen anderen als den geplanten CP anzufahren, der von hier aus mehr Gelaende verspricht. Gesagt, getan - aber irgendwo hat wieder ein Stein zugebissen. Am Kontrollpunkt wird schnell geflickt und trotz der bereits hereinbrechenden Daemmerung beschliessen wir, noch einmal unsere neue Lieblingsstrecke (die Schmalspureisenbahn!!!) bergauf in umgekehrter Richtung zu fahren, liegt ja auch irgendwie auf dem Heimweg..... ein Traum - unbeschreiblich.Kurz vor Mitternacht sind wir wieder am Auto: Aufladen und die 300 km zurueck nach Las Vegas - die Party ist gelaufen, aber Dan ist noch wach und macht einen Luftsprung, als wir eintreffen: Er ist heute zum zweiten Male Vater geworden. Sergio sitzt in einem Huettchen bei der Auswertung, unermuedlich und nimmt gerne noch unsere Stempelkarten entgegen (wir sollten nicht die Letzten sein), Abgabeschluss war eigentlich gestern abend, aber hier wird alles nicht so eng gesehen, der Spass steht im Vordergrund. Zur Siegerehung am Samstag wird alles aufgeboten, was manch einer groesseren Veranstaltung gut zu Gesicht stehen wuerde, da wird wirklich keine Muehe gescheut. Zu einem grandiosen Buffet gibt es Pokale und "Diploma" fuer die Teilnehmer und das alles in familiaerer Herzlichkeit - Rumaenien, wir kommen wieder !

H.J.Krebs


Hallo Sergio, endlich habe ich eine freie Minute, um Dir zu schreiben. Bei der letzten EnduRoMania `96 haben wir zusammen am Feuer gesessen und uns ueber die Veranstaltung und Verbesserungsvorschlaege unterhalten. Dieser Abend am Feuer war einer der schoensten Abende, weil man dort auch mal Kontakt mit allen Teilnehmern hatte. Dies solltest Du, je nach Witterung, ruhig oefter machen. Aber mal weg von Verbesserungsvorschlaegen, die EnduRoMania kann man kaum noch verbessern. Diese traumhafte Landschaft und die netten und hilfsbereiten Menschen in diesem Land sprechen einfach fuer sich. Wenn ich ein Beispiel bringen sollte, fallen mir sofort viele ein, wie z.B. EnduRoMania `95: wir ( Uli K., Reinhold O., Gerd K., Guenter T., Armin W.,und ich ) kommen nach lagen Irrwegen von einem Feldweg in ein kleines Dorf und stehen auf einmal mit unseren Motorraedern inmitten einer Hochzeitgesellschaft. Der Braeutigam laedt uns herzlich zur Feier ein und seine Gaeste versorgen uns sofort mit Slibovitz und allen moeglichem Getraenken. Aber auch in den Waeldern trifft man immer nur freundlich Leute.

In Rumaenien ist die Zeit vor 100 Jahre stehen geblieben und gerade das macht das Land fuer mich persoenlich so interessant. Die Strecken, die Du vorbereitet hast, sind einfach traumhaft schoen und anspruchsvoll (ich sage nur Plopu ). Bei dieser und anderen Strecken faellt mir immer ein kleiner Spruch ein, den ich mir dort in mein Tagebuch gechrieben haben: +Jeder Augenblick ist schoen, wenn man ihn zu geniessen versteht!+ Mit diesem Spruch moechte ich Schluss machen. Ich wuensche Dir alles Gute und hoffe, dass Du die EnduRoMania noch viele Jahre organisierst. Viele Gruesse, auch an Otmar, der einfach alles wieder ans Laufen bekommt!

Benno Cramer, 59846 Sundern

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